Dokumentation
Die Erhebung der Daten, auf welchen die Beobachtungen beruhen, erfolgt mittels bildgebender Methoden wie Fotografie und Videografie, die rekonstruktive, mithilfe von Beobachtungsprotokollen sowie durch nachträgliche, mitunter mehrfache Durchsicht einzelner Videos.
Ein filmisches Mittel zu verwenden drängt sich in so ferne auf, als es gilt, jene Momente zu erfassen, welche auf sprachlicher Ebene kaum kommuniziert werden können. Dazu zählen das Herangehen an den Schaffensprozess oder dessen Verlauf allgemein, Pausen, Phasen des Nachdenkens oder Korrigierens, des Unzufriedenseins und des sich-Ärgerns, weiters die Verwendung des vorhandenen Materials, die Fragen ob und wie Farbe angemischt wird, wie eine Komposition entsteht, oder ob und wie Kinder während des Arbeitens miteinender kommunizieren.
Vor dem Atelierbesuch wird der Einsatz der Kamera erklärt, beim Filmen jedoch darauf geachtet, dass die Besucherinnen und Besucher so wenig wie möglich abgelenkt sind oder posieren: Sie sehen zwar die Kamera im Raum, auch, dass diese hin und wieder in ihre Richtung zeigt, vergessen den Umstand aber nach kurzer Zeit völlig. Zuweilen kann es vorkommen, dass sich manche über Funktionen der Kamera informieren, diese einschalten, Bildausschnitte wählen oder bestimmte Einstellungen, wie nah oder fern, ausprobieren.
Um den Eindruck des Beobachtetwerdens so gering wie möglich zu halten, wird bewusst auf eine investigative Kameraführung verzichtet: Das Erfassen der einzelnen Szenen erfolgt nach dem Prinzip der starren Kamera, wobei das Gerät hinter oder neben den Kindern auf einem Stativ positioniert ist. Die wenigen Kamerabewegungen, die ausgeführt werden, sind der Horizontal- und Vertikalschwenk sowie die Veränderung der Einstellungsgröße, also das Heranziehen des Motivs mittels Objektiv.
Aufnahmeperspektive ist beim Arbeiten an der Staffelei, an der Malwand und der Tafel die Normalsicht, also die Sicht auf das Kind und sein Werk in dessen Höhe, beim Arbeiten auf der Tischfläche oder auf dem Boden hingegen die Obersicht in einem sehr hohen Winkel. Als Lichtquelle dient das natürliche Licht und bei Bedarf die normale Deckenbeleuchtung. Damit diese Atmosphäre auch in den Aufnahmen erhalten bleibt, wird auf die Verwendung von Filmleuchten bewusst verzichtet. Mögliche, durch automatische Nachjustierungen der Kamera entstehende Lichtschwankungen werden in Kauf genommen.
Die ersten Filme wurden ohne Ton produziert. Die Verwendung des internen Mikrofons der Kamera ermöglicht zwar die Aufnahme der akustischen Atmosphäre im Atelier, ein verständlicher Monolog oder Dialog kann allerdings nicht wiedergegeben werden. Wegen des allgemeinen Geräuschpegels reicht selbst ein Richtmikrofon für die genaue Wiedergabe von Gesprächen nicht aus. Darüber hinaus erweist sich die gleichzeitige Aufnahme von Bild und Ton mit derselben Kamera spätestens beim anschließenden Filmschnitt als unmöglich und verlangt nach einem externen Aufnahmegerät.
Die zeitliche Dauer der Film- und Zeichensequenzen sind bis auf wenige Aufnahmen großteils nicht identisch. Eine mögliche Dramaturgie findet am Schneidetisch statt, berücksichtigt aber immer die Chronologie des Entstehens der jeweiligen Arbeit. Der Schnitt des Materials im Hinblick Dauer und Dateigröße erfolgt auf ein für Unterrichtssequenzen geeignetes Maß, manche Längen in den Videos sind beabsichtigt und dienen dazu, die Betrachtung zu intensivieren.
Sozusagen als Resümee kann festgehalten werden, dass das ursprüngliche Bedürfnis bestimmte Sequenzen videografisch festzuhalten und anschließend so zusammenzusetzen, damit eine gesamte Szene daraus entsteht, nach ca. einem Jahr der Beobachtung in Frage gestellt und aufgegeben wurde.
Obwohl die einzelnen Szenen sehr wohl in der Reihenfolge ihres Entstehens kombiniert wurden, fehlte ihnen ein gewisses Maß an dokumentarischer Echtheit. Als Konsequenz daraus bleiben die Film- und Tondokumente schnitttechnisch unbearbeitet.