An der Tafel
Trotz des Widerstandes, den die Kreide auf ihr hervorruft, provoziert die Schultafel Darstellungsaktivitäten mit ausgeprägter Dynamik. Spring- und Laufbewegungen entwickeln sich beim Arbeiten an der Tafel zur Norm, ruhige, verhaltene Gesten sind dabei selten zu beobachten. Die Zeichnungen werden mit Unterstützung des gesamten Körpers ausgeführt, beide Arme kommen zuweilen gleichzeitig zum Einsatz – beispielsweise beim Beobachten des rieselnden Kreideabriebes. Besagtes Erlebnis ist wiederholt die alleinige Ursache dafür, an die Tafel zu gehen.
Das Temporäre, das Flüchtige der Materie, fließt in den Prozess des Symbolisierens mit ein. Ähnlich wie beim Arbeiten mit Kohle und Knetgummi auf Papier, entwickelt sich der Einsatz von Kreide und Lösch-Schwamm zur eigenen Kategorie: Extra dafür aufgetragene Kreide wird partiell bis großflächig wieder gelöscht.
Der nasse Schwamm – mit ihm wird in das Kreidebild hineingezeichnet – bestimmt mitunter den Darstellungsvorgang, Korrekturen oder Veränderungen der Zeichnungen erfolgen mit den Fingern, den Handflächen oder dem Tuch.
In manchen Situationen sind die Aktivitäten des Zeichnens von kürzerer Dauer, als die des Löschens – und diese gehen beim Nachlassen der Konzentration in ein Spielen mit Wasser über.