Papier-Montagen
Symbolisierungen, welche sich aus der Kombination von grafischen, papier(ver-)formenden Aktivitäten und Klebungen entwickeln, als Collagen zu bezeichnen würde an der Sache vorbeiführen. Sowohl der Begriff papier collé (franz. für: geklebtes Papier, Klebebild), als auch Collage ist zu eng gefasst, um damit Ereignisse zu benennen, welche im Kontext Kind entstehen: Papier collé stellt explizit auf Arbeiten von Pablo Picasso und Georges Braque ab – aus der Epoche des analytischen Kubismus – und Collage, aus dem Phänomen papier collé hervorgegangen, sowohl auf die Technik, als auch auf das daraus entstandene Werk. In Folge erweitert sich der Gebrauch dieses Begriffs auf Kompositionen diverser Genres, etwa im Sinne einer musikalischen oder literarischen Collage.
Im kindlichen Kontext sind sowohl Einsatz, als auch Verarbeitung des Materials mit der Wendung montieren vielleicht umfassender charakterisiert. Montieren: Etwas auf eine "höhere Ebene" bringen. Dabei wird die Fläche als Ort der Darstellung verändert, zerknüllt, gerollt, gefaltet, zerrissen, zerschnitten, geschichtet – im übertragenen Sinne aufgebrochen – und je nach Intention wieder zusammengefügt (geklebt), sowie davor, während und danach grafisch, malerisch etc. behandelt.
Der gestalterische Prozess verläuft vom explorativen Umgang mit den Materialien bis hin zu Bearbeitungen, an welchen eine Darstellungsabsicht erkennbar ist. Manche Objekte weisen – kombiniert mit grafischen Elementen – Prallelen zu Umschlägen, Kuverts, Taschen, Prospekten, Büchern, Flugobjekten, Waffen etc. auf, welche in spontane Spielsituationen eingebunden werden – oder solche intendieren.
Die Gebilde entstehen aus nahezu gegensätzlichen Gestaltungskonzepten: vom linearen Vorgehen, welches planmäßig anmutet, bis hin zu Aktionen permanenter Veränderung, wobei die Entstehungsbedingungen ineinanderfließen. Entweder leitet sich die Idee zur Bearbeitung des Papiers vom dargestellten Motiv ab oder die Idee zur grafischen Ausführung geht aus der vorangegangenen Formung des Papiers hervor – selbst das Spielen mit diversen Klebstoffen kann den Weg zum Fabulieren mit Papier eröffnen. Der Herstellungsprozess pendelt sozusagen zwischen mehreren, unterschiedlichen Modalitäten.
Symbolisierungen, welche sich dabei herausbilden, haben optisch wie haptisch eine andere Qualität – eine plastisch-räumliche – und damit auch eine neue Bedeutung.