solches.at

Kinder und Atelier
Diskurse zur ästhetischen Praxis in der Elementarpädagogik

Situationen

" [...] Eine Situation steht auch nie still. Ihre Wahrheit ist in Bewegung. Sie ist eher etwas, aus dem heraus wir wissen (weil wir an ihr partizipieren) – als dass wir über sie etwas wissen. Sie steht uns nicht gegenüber, wir sind in ihr, wir sind sie. [...]" [1]

Das Hineinkommen in den Prozess des Symbolisierens vollzieht sich sehr unterschiedlich – vom entschlossenen Vorgehen bis zum Zögern, begleitet von andächtig wirkenden Gesten: durch die Räumlichkeiten des Ateliers oder von Station zu Station mäandern … mit Farben sowie dem Malwasser spielen … vorsichtig die Spitze des Pinsels, des Kohlestiftes, der Tafelkreide berühren … ins Leere starren … leise vor sich hin sprechen ... einem Beschwörungsgestus gleich, mit dem Finger oder der gesamten Handfläche über das Format streichen … und erst wenn es passt, wenn die innere Bereitschaft dazu da ist, wird begonnen.

Die Dauer der Aktivitäten schwankt zwischen dreißig Sekunden bis zu zwanzig Minuten, manchmal währt sie auch länger – je nach dem, ob die jeweilige Arbeit Variationen zulässt oder ob sich Spielsequenzen daraus entwickeln.

Einige BesucherInnen sind in der Lage, während des eigenen Darstellungsprozesses in die Entstehung des Werkes des – bewusst ausgesuchten – Anderen einzusteigen und jenes sehr sachlich wie analytisch zu kommentieren. Daraus entwickeln sich regelrecht Beratungsdialoge, es entsteht der Eindruck, als würde diese Interaktion den Arbeitsvorgang intensivieren, denn leidenschaftliche Diskussionen sowie stummes Miteinander bestimmen den Verlauf.

Nach sehr intensiven Momenten des Zeichnens oder Malens werden die Arbeiten überraschend schnell beiseite gelegt, manche noch einmal kurz betrachtet und fallweise auch erklärt – allerdings mit einer bemerkenswerten Distanziertheit dem eigenen Werk gegenüber.

Derlei Beobachtungen provozieren geradezu Fragen nach Vorgängen, welche die Symbolisierungsprozesse sozusagen von innen her bedingen ...