solches.at

Kinder und Atelier
Diskurse zur ästhetischen Praxis in der Elementarpädagogik

... lateinisch: discursus

Die folgenden – dem Projekt SOLCHES vorausgegangenen und nun als dessen Vorarbeit anzusehenden – Überlegungen sind das Kondensat einer langjährigen Unterrichtspraxis in den Fächern Bildnerische Erziehung und Werkerziehung, der intensiven Auseinandersetzung mit der Zeichnung des Kindes, mit der Entwicklung dieser symbolischen Form sowie ihrer hohen Affinität zum Spielen – und der eigenen künstlerischen Arbeit in den Bereichen Grafik, Malerei und Plastik.
Intention für das Zustandekommen war und ist letztlich eine Vielzahl und die ständige Wiederkehr von Simplifizierungen in genanntem Feld. Bei genauerer Betrachtung stellen sie in der Kultur früher Bildung eine Leerformel dar, agieren unter dem Deckmantel des kreativen Handelns und sind dabei schon längst zum allgemeinen, nicht selten auch zum fachspezifischen Denk- und Sprachgut geworden.

Einige Beispiele: Für Kinder ist es wichtig, dass sie durch Kreativität ihre Phantasie ausleben können... Die schöpferischen Kräfte spontan und frei auszuleben… Kinder zeichnen nicht das, was sie sehen, sondern das, was sie wissen... Jetzt wollen wir zeichnen, was wir gesehen haben (Aufforderung nach einem Ausflug)... Das Wichtigste für Kinder ist, möglichst viele Materialerfahrungen zu machen ... Auf deinem Blatt ist aber noch so viel Platz frei... In der Volksschule werden die Zeichnungen fast immer schlechter...

Als weitere Intention ist die Tatsache anzusprechen, dass für Zeichnen und Malen bereits Kurse – von externen und selbsternannten KreativtrainerInnen – angeboten werden, ebenso für plastisches Gestalten. Aus einer Handvoll Ton pro Kind und dem bevorstehenden Muttertag als einzigem Motivationshintergrund, entstehen angeleitet Produkte, die eine Mischung aus kindlicher Formauffassung – wenn diese überhaupt vorkommen darf – und, vornehm ausgedrückt, Rustikaltrash darstellen, wie er auf sogenannten Kreativmärkten zu den heiligen Zeiten des Jahres zu finden ist.

Dabei wären Fragen nach der pädagogischen Relevanz solcher Aktionen von weitaus größerer Bedeutung. Des Weiteren danach, ob es für sinnvoll zu halten ist, wenn Dreijährige Bilder von Friedensreich Hundertwasser nachmalen sollen, wie Bild- und Spielmotive entstehen, was unter Basteln wirklich verstanden wird, oder wie eine pädagogische Begleitung des bild- und werkschaffenden Kindes überhaupt aussehen könnte, um nur einige Beispiele zu nennen.

Im elementarpädagogischen Kontext wird mit viel Nachdruck über die Entwicklung und Förderung von Kreativität gesprochen. Damit werden werkschaffende Symbolisierungsversuche allzu schnell als künstlerisch bedeutsam aufgeladen sowie deren Entwicklung forciert, ohne dabei auf die jeweilige Individuallage des Kindes besonders Rücksicht zu nehmen. Der Schaffensprozess, sofern er sich als authentischer Verlauf darstellen soll, definiert sich jedoch über die Subjektivität des menschlichen Individuums, wie die Wahl bestimmter Formen, Farben oder Materialien, grapho-motorische Vorlieben, etc. – sozusagen über phänotypische Merkmale des Menschen...